Wildobst

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Wildobst

Äpfel, Birnen und Co. werden seit der Sesshaftwerdung der Menschen gezüchtet. Durch Beobachtung und Auslese entstanden so zum Beispiel tausende Apfelsorten weltweit. Die modernen Äpfel haben nichts mehr mit den ursprünglichen Äpfeln zu tun. Da
Eigenschaften wie gleicher Reifezeitpunkt, Süsse und Milde sowie gute Transport- und Lagerfähigkeit im Vordergrund stehen, ist die genetische Vielfalt immer kleiner geworden. Heute gehen die Äpfel, die auf dem Weltmarkt gehandelt werden, auf wenige Sorten zurück. 

Wildobst dagegen sind die Früchte von Bäumen oder Sträuchern, die züchterisch weniger bearbeitet wurden als die Früchte für die Massenproduktion. Daher hat es seine „wilden“ Eigenschaften bis heute bewahrt. Dazu gehört ein hoher Anteil an Vitaminen und Mineralien,
aber auch an Bitterstoffen, die bei der Zubereitung reduziert werden müssen.

Dornen und Stacheln erschweren die Ernte. 

Die unregelmässige Reifung der Früchte erfordert mehrere Erntedurchgänge. Das sind nur zwei Gründe, warum sich Wildobst in unseren Breiten kaum durchgesetzt hat oder in Vergessenheit geraten ist. 

Wildobst wird meist ebenso verarbeitet wie Früchte anderer Kulturarten. Das gilt vor allem für Arten, die keine Bitterstoffe enthalten oder die doch schon züchterisch selektioniert worden sind. Dazu gehören beispielsweise die Kornelkirsche und verschiedene Holundersorten. Arten, die ihren „wilden“ Charakter stärker bewahrt haben, müssen vor der Verarbeitung vorbehandelt werden. Wir werden deshalb einige Tipps und Tricks verraten, damit die Produkte so werden, wie man sie heute gerne isst. Die Klapptafel in der Beilage zeigt auf, welches Wildobst für welche Zubereitung geeignet ist.

Was ist Wildobst

Wilde Früchte, die an Wald- und Wegrändern, auf Wiesen und Mooren gesammelt werden können und essbar sind, werden landläufig als Wildobst verstanden. Diese Form von Wildobst beschränkt sich auf wenige Arten wie Holunder, Heidelbeere, Preiselbeere, Brombeere, Himbeere oder Walderdbeere.
Doch der Begriff geht viel weiter.
Wildobst sind Früchte, Nüsse oder Blätter (z.B. Heidelbeerblätter als Heilmittel) von Obstarten, die gar nicht oder nur wenig züchterisch bearbeitet worden sind. Der Übergang zwischen Wild- und Kulturobst gestaltet sich bei manchen Arten sehr fliessend.
Wildobst wird auch kommerziell angebaut und genutzt – allerdings in weit geringerem Ausmass als Kulturobst. Beispiele sind Aronia- oder Heidelbeerplantagen.

Schlehen
Schneeball
Scharzdorn
Sanddorn
Zierquitte am Strauch

Welche Arten zählen zum Wildobst?
Je nach Gewichtung und Kriterien kann Wildobst unterschiedlich weit gefasst werden.

Botanisch
Botanisch betrachtet sind Wildobst züchterisch nicht bearbeitete Gehölzarten, die durch Samen vermehrt werden können und deren Früchte für den Menschen geniessbar sind.

Züchterisch
Wildobst sind baum- und strauchartig wachsende und kaum im Anbau stehende, züchterisch nicht oder wenig bearbeitete Gehölze mit essbaren Früchten.
Oft wird auch der Zusatz „inklusive Kultursorten, deren Früchte den Wildarten nahestehen“ hinzugefügt.
Andersherum betrachtet ist Wildobst auch solches, dessen anbaulich-züchterischer Wert bisher noch nicht erkannt wurde.

Ökologisch
Gehölzarten in der freien Landschaft, deren Früchte dem Wild, den Vögeln und Kleintieren als Nahrung dienen, gelegentlich aber auch vom Menschen genutzt werden.

Geografisch
Zum Wildobst werden auch fremdländische Arten gezählt, die in Mitteleuropa meist nur als Ziergehölze Verwendung finden.
Eine bunte Mischung von bekannten und weniger bekannten Zier-, Nutz- und wild wachsenden Gehölzen, deren Früchte durch den Menschen genutzt werden können, sind dem Wildobst zuzurechnen.
Der Grad der züchterischen Bearbeitung sowie die Intensität der Nutzung machen die Grenze zwischen Wild- und Kulturobst aus.

Archäophyten, Neophyten, Xenophyten
Samen und Pflanzen wurden schon von alters her immer wieder in andere Regionen eingebracht. In der Antike waren es in Europa die Griechen und die Römer, die viele Pflanzen über die Alpen brachten und ansiedelten.

Xenophyten sind gebietsfremde Pflanzenarten, die bewusst oder unbewusst durch den Menschen in ein Gebiet eingebracht wurden, in dem sie natürlicherweise nicht vorkommen, und wo sie sich etablieren konnten.

Archäophyten sind gebietsfremde Pflanzen, die schon vor 1492 eingeführt wurden. Viele Ackerunkräuter gehören dazu, da sie mitsamt dem Getreide verbreitet wurden.

Neophyten sind Pflanzenarten, die nach 1492, also nach der Entdeckung Amerikas, eingeführt wurden. Sie haben sich so gut etabliert, dass sie sich wie einheimische Arten vermehren und verhalten.

Invasive Arten sind gebietsfremde Arten, die sich stark und rasch ausbreiten, und damit einheimische Arten aus ihrem charakteristischen Lebensraum verdrängen.

Vogelbeere
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