01/22

Safeguard for Agricultural Varieties in Europe

Newsletter

The quarterly electronic information service of the SAVE Foundation

SAVE Project Office, Neugasse 30, CH 9000 St. Gallen, Switzerland, www.save-foundation.net, office@save-foundation.net

Kaninchen

Ein Marderkaninchen, von der G-E-H als extrem gefährdete Kaninchenrasse eingestuft

Traditionelle Nutztiere im Miniformat

Nun sind sie wieder überall: die Hasen. Dies nehmen wir zum Anlass, den Blick auf das Kaninchen zu lenken, das ebenso wie die Echten Hasen zur Familie der Hasen zählt. Deutschland ist eine Hochburg der Kaninchen- zucht: es gibt fast 5.000 Vereine mit etwa 160.000 Rassekaninchenzüchtern.* Die in Deutschland ansässige Gesellschaft zur Erhaltung alter und gefährdeter Haustierrassen e.V. (G-E-H), ein Partner der SAVE Foundation, engagiert sich für den Erhalt alter Kaninchenrassen und stellt im folgenden die Geschichte der Rasseka- ninchenzucht in Deutschland vor.

Zuchtgeschichte der Kaninchen in Deutschland

Domestikation und geographische Verbreitung

Die Hauskaninchen stammen vom Wildkaninchen ab. Zoologisch gehört das Kaninchen zur Familie der Hasen (Leporidae). Diese Familie gliedert sich in die Gattungen Lepus (Feldhase) und Oryctolagus (Ka- ninchen). Wenn auch das Wildkaninchen mit dem Feldhasen nahe verwandt ist, so bestehen doch zwi- schen beiden tiefgehende Unterschiede (Tab. 1).

Das Wildkaninchen hat sich dank seiner schnellen Fortpflanzung über Süd- und Mitteleuropa verbreitet. Es wiegt zwischen 2 und 3 kg. Dies entspricht der Größe der kleinen Kaninchenrassen. Die Heimat des Wildkaninchens ist die iberische Halbinsel. Die Wild- kaninchen waren allen Menschen bekannt, die auf ihren Handelsfahrten oder Kriegszügen die iberische Halbinsel betraten. Man nahm den grauen Wildling vielfach mit in die Heimat und schon im ersten Jahr- hundert vor unserer Zeitrechnung hat man Kanin- chen in Gehegen gehalten.

Im Mittelalter wurden die Kaninchen vor allem in Klöstern und Fürstenhäusern gehalten und zum Ver- zehr großgezogen. Besonders in den französischen Klöstern wurden die Tiere in ummauerten Höfen oder in Schuppen gehalten. Dadurch zähmte man sie und die Domestikation begann.

Zutraulicher wurden die Tiere, als man sie in Ställen unterbrachte. Von Generation zu Generation verlo- ren sie ihre Wildheit. Durch die regelmäßige Fütte- rung wurden die Kaninchen gleichzeitig größer und schwerer. So entstanden die Ausgangstiere für die Rassekaninchenzucht.

Unterschiede zwischen Wildkaninchen und Hase

1874 Erste Kaninchenausstellung in Bremen

1874 „Blätter für Kaninchenzucht“ erscheinen in Hil- desheim

1880 Gründung des ersten Kaninchenzuchtvereins in Chemnitz

1892 Gründung des „Bund Deutscher Kaninchen- züchter“ mit Sitz in Leipzig

1893 Erste Vorschriften für die Beurteilung von Ka- ninchenrassen – herausgegeben vom „Bund Deut- scher Kaninchenzüchter“

1895 Gründung des „Bund Westdeutscher Kanin- chenzüchter“

1906 Gründung des Spezialclubs für Riesen- scheckenzüchter mit Sitz in Chemnitz

1924 Gründung des Reichsbunds der Kaninchen- züchter

Zwischen 1933 und 1945 wurden die Zusammen- schlüsse von Kaninchenzuchtvereinen aufgelöst. An ihre Stelle trat die Reichsfachgruppe Kaninchen- züchter. In dieser Zeit erfolgte eine Konzentration auf die sogenannten Wirtschaftsrassen: Deutsche Wid- der, Blaue und Weiße Wiener, Großchinchilla, Helle Großsilber, Klein-Chinchilla und Weiße Angora.

Durch die politische Teilung Deutschlands etablier- ten sich nach dem 2. Weltkrieg zwei zentrale Orga- nisationen.

  •  In Ostdeutschland am 15.01.1946 der Zentral- verband der Kleintierzüchter
  •  In Westdeutschland im März 1948 der Zentral- verband Deutscher Rassekaninchenzüchter (ZDRK) in Northeim

1953 wurde trotz der politischen Trennung ein ver- bindlicher Einheitsstandard geschaffen. Durch die grundverschiedene wirtschaftliche Situation war die Zielsetzung der Rassekaninchenzucht in den beiden Ländern, der BRD sowie der damaligen DDR, sehr unterschiedlich.

Rassekaninchenzucht

Der Tierbewertung auf Schauen oder im Züchterstall lag in der Anfangsphase der Rassekaninchenzucht die auch in der Großtierzucht verbreitete Ansicht zu- grunde, dass sich im äußeren Erscheinungsbild ei- ner Rasse auch deren besondere, sie von anderen Rassen unterscheidenden, Leistungseigenschaften widerspiegeln. Diese Ansicht war beim Kaninchen auch insofern gerechtfertigt als dass das Fell, früher mehr als jetzt, eine Nutzleistung darstellte. Dessen Qualität ist im wesentlichen nur durch eine subjektive Beurteilung abzuschätzen.

Mit zunehmendem Wohlstand hat die wirtschaftliche Motivation der Rassekaninchenzucht an Bedeutung verloren. Den Vorrang hat nunmehr die Übereinstim- mung mit dem im Rassestandard vorgegebenem äu- ßeren Erscheinungsbild.

Der historische Ursprung der organisierten Rasseka- ninchenzucht fällt in die zweite Hälfte des 19. Jahr- hunderts.

Beim Kaninchen wurde die Gründung von Züchter- vereinigungen durch die besondere Eignung des Ka- ninchens gefördert. Von anderen Nutztieren nicht zu verwertendes Futter kann zur Fütterung von Kanin- chen verwendet werden. Das Kaninchen wiederum kann eine Bereicherung für den menschlichen Spei- seplan sein. Dank dieser positiven Eigenschaften war das Kaninchen besonders geeignet, Ende des 19. Jahrhunderts in den Hinterhöfen und Schreber- gärten der entstehenden Ballungsräume zur Ernäh- rung der dortigen Bevölkerung beizutragen.

Safeguard for Agricultural Varieties in Europe

Zuchtgeschichte der Kaninchen in Deutschland

Die Hauskaninchen stammen vom Wildkaninchen ab. Zoologisch gehört das Kaninchen zur Familie der Hasen (Leporidae). Diese Familie gliedert sich in die Gattungen Lepus (Feldhase) und Oryctolagus (Ka- ninchen). Wenn auch das Wildkaninchen mit dem Feldhasen nahe verwandt ist, so bestehen doch zwi- schen beiden tiefgehende Unterschiede (Tab. 1).

Das Wildkaninchen hat sich dank seiner schnellen Fortpflanzung über Süd- und Mitteleuropa verbreitet. Es wiegt zwischen 2 und 3 kg. Dies entspricht der Größe der kleinen Kaninchenrassen. Die Heimat des Wildkaninchens ist die iberische Halbinsel. Die Wild- kaninchen waren allen Menschen bekannt, die auf ihren Handelsfahrten oder Kriegszügen die iberische Halbinsel betraten. Man nahm den grauen Wildling vielfach mit in die Heimat und schon im ersten Jahr- hundert vor unserer Zeitrechnung hat man Kanin- chen in Gehegen gehalten.

Im Mittelalter wurden die Kaninchen vor allem in Klöstern und Fürstenhäusern gehalten und zum Ver- zehr großgezogen. Besonders in den französischen Klöstern wurden die Tiere in ummauerten Höfen oder in Schuppen gehalten. Dadurch zähmte man sie und die Domestikation begann.

Zutraulicher wurden die Tiere, als man sie in Ställen unterbrachte. Von Generation zu Generation verlo- ren sie ihre Wildheit. Durch die regelmäßige Fütte rung wurden die Kaninchen gleichzeitig größer und schwerer. So entstanden die Ausgangstiere für die Rassekaninchenzucht.

Rassekaninchenzucht

Der Tierbewertung auf Schauen oder im Züchterstall lag in der Anfangsphase der Rassekaninchenzucht die auch in der Großtierzucht verbreitete Ansicht zu- grunde, dass sich im äußeren Erscheinungsbild ei- ner Rasse auch deren besondere, sie von anderen Rassen unterscheidenden, Leistungseigenschaften widerspiegeln. Diese Ansicht war beim Kaninchen auch insofern gerechtfertigt als dass das Fell, früher mehr als jetzt, eine Nutzleistung darstellte. Dessen Qualität ist im wesentlichen nur durch eine subjektive Beurteilung abzuschätzen.

Mit zunehmendem Wohlstand hat die wirtschaftliche Motivation der Rassekaninchenzucht an Bedeutung verloren. Den Vorrang hat nunmehr die Übereinstim- mung mit dem im Rassestandard vorgegebenem äu- ßeren Erscheinungsbild.

Der historische Ursprung der organisierten Rasseka- ninchenzucht fällt in die zweite Hälfte des 19. Jahrhundert. Beim Kaninchen wurde die Gründung von Züchter- vereinigungen durch die besondere Eignung des Ka- ninchens gefördert. Von anderen Nutztieren nicht zu verwertendes Futter kann zur Fütterung von Kanin- chen verwendet werden. Das Kaninchen wiederum kann eine Bereicherung für den menschlichen Spei- seplan sein. Dank dieser positiven Eigenschaften war das Kaninchen besonders geeignet, Ende des 19. Jahrhunderts in den Hinterhöfen und Schreber- gärten der entstehenden Ballungsräume zur Ernäh- rung der dortigen Bevölkerung beizutragen.

Nach oben scrollen